Liebe Digitalwirtschaft, 


es heißt ja immer, Ihr seid so cool. Nicht so altbacken wie die Industrie etwa, oder, Gott bewahre, die Agrarwirtschaft. Ihr seid die neue Ökonomie. Revolutionär, anders, hipp. Aber ihr seid noch zu wenige hierzulande, klagt Ihr. Fünf der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt seien schon heute digital – und stammten alle aus den USA, schreibt Ihr in ganzseitigen Anzeigen (Foto: FAZ vom 25. April 2016). Ihr wollt das ändern, in sieben Schritten. Ich bin ehrlich gesagt nur bis Punkt drei gekommen. Ich hatte keine Lust mehr weiterzulesen. Ihr seid ja schlimmer als der deutsche Bauernverband.

Der Staat soll Eure Unternehmen subventionieren (Punkt 1), er soll ihnen mit Steuergeldern schnelles Internet bringen (Punkt 2), und er soll Eure enteilten Konkurrenten an die kurze Leine legen (Punkt 3).

Oder habe ich Eure Marketingsprache nur falsch entschlüsselt?

Mit “mehr Markt” habt Ihr es demnach nicht so, oder? – Brauchen wir aber nicht mehr, statt weniger Wettbewerb, um die Welt voranzubringen? Sind Monopole im Internet, ob der niedrigen Markteintrittsbarrieren, nicht vor allem temporär und Zeichen von Produktqualität? Ist schnelles Internet, wegen diverser Übertragungsmöglichkeiten, nicht in erster Linie Aufgabe von Angebot und Nachfrage als die des Staates?

Für mich jedenfalls seid Ihr nicht mehr so cool. Aber das hätte man vielleicht auch schon am QR-Code auf der Anzeige merken können.

Grüße
Pixelökonom

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One thought on “Liebe Digitalwirtschaft, 

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