Kommunikation a.D.

Ralf Euler geht in sein Stammlokal – und erschrickt. Alles gehe den Bach runter, so die einhellige Meinung dort. Die Lage werde von Tag zu Tag dramatischer – und nirgendwo sei Besserung in Sicht, glaubt man am Stammtisch, an den er sich gesetzt hat. Euler, FAZ-Redakteur, hat die Erfahrung eindrücklich in seiner Zeitung aufgeschrieben.

Ich mache ähnliche Erfahrungen. 

Die Stimmung ist in Teilen der Gesellschaft schlecht wie nie, scheint mir. Meinungen sind zementiert, Verachtung für Andersdenkende Normalität. Dabei geht es vielen Menschen objektiv gesehen ziemlich gut. Nie gab es mehr Beschäftigung in Deutschland. Und Deutschlands Wirtschaft ist stärker und besser als ihr Ruf. 

Dennoch scheinen die Grabredner leichtes Spiel zu haben. Es könnte an den Algorithmen der so genannten sozialen Netzwerke liegen, welche die Negativnachricht und die Aufregung überproportial auf die Netzhaut brennt und in den Gehörgang trichtert. 

Was ist zu tun?

Zum Beispiel die eigene #Kommunikation überdenken. Konstruktive, statt pauschalisierende Kritik, vor allem. Lob wo Lob angebracht. Nur so, meine Überzeugung, bleiben die gesellschaftlichen Voraussetzungen unternehmerischen Erfolgs erhalten – also (wirtschaftliche) Freiheit, Vielfalt und positive Zukunftserwartungen.  

Aber noch immer trommeln manche, als wäre nichts ins Rutschen geraten. Noch immer verfolgen diese eine Kommunikationsstrategie aus dem vergangenen Jahrhundert, als es galt, alles schlecht zu reden, mit dem Ziel, die Politik (zu ihren Gunsten) zum Handeln zu bewegen. 

Wo sich nichts geändert hat, fordern Unternehmer-Verbände radikale Steuersenkungen (weil man sonst im internationalen Wettbewerb hoffnungslos abgehängt werde), Sozialverbände verlangen eine Ausweitung des Sozialstaats (weil Deutschland sonst in Armut versinke), und manche Klimaretter möchten einen weitgehenden Totalverzicht erzwingen (weil anders die Klimakatastrophe nicht abzuwenden sei). 

Zu viele malen den Teufel an die Wand. So lange bis er kommt. 

2 thoughts on “Kommunikation a.D.

  1. Ein Beispiel hinterher:

    Sowas würde in jedem Land der Welt für Ärger sorgen. Außer in D?

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  2. Der Herr Schuler (und Sie) machen es sich zu einfach. Wie heißt es doch so schön: “Dass du paranoid bist, heißt nicht, dass sie nicht hinter dir her sind!” Oder denken wir an den alten Witz vom Mann, der aus dem 10. Stock fällt und auf Höhe des 2. Stocks sagt: “Bis jetzt ging doch noch alles gut!”

    Die meiste, auch massive Kritik, rührt doch aus real existierenden Problemen. Die sind nicht eingebildet. Und Kritik ist auch nur so lange noch sinnvoll, wie Chancen darauf bestehen, dass es eben nicht so schlimm wird – oder anders gesagt: aktuell (noch) nicht so schlimm ist. Dass nur die Szenarien in den schwärzesten Tönen zum Thema werden, ist in der Tat unserer Mediengesellschaft geschuldet. Wobei man sagen muss, dass die herrschende Lehre, wie denn dem Klimawandel zu begegnen sei, auch regierungsamtlich diese Melodie besonders gut beherrscht – es ist also nicht nur die böse Opposition. Denn dass diese das wundervolle Paradies, das den Bürgern von der gerade im Amt befindlichen Regierung zur Verfügung gestellt worden sei, immer nur schlecht rede, kenne ich schon aus den 70ern. Das ging schon mit nur drei Fernsehsendern und ohne Internet.

    Es ist ein wenig wie im Fußballstadion: Man kann sich damit abfinden, dass die eigene Mannschaft in der laufenden Saison den eigenen Ambitionen hinterher läuft, und dass der aktuelle Gegner gerade deutlich besser spielt, wenn man denn wenigstens erkennte, dass sie sich mit allem, was sie hat, gegen die Niederlage stemmen würde. Der berühmte Slogan lautet “Wir wollen euch kämpfen sehen!” Es passt zur Parallele, dass diese Rufe auch dann erschallen, wenn die armen Kicker tatsächlich kämpfen, aber auch darin nicht besonders gut sind…

    Und das ist es, was m.E. die gegenwärtige Unzufriedenheit ausmacht: Es wird – jetzt drehe ich mal um – viel zu viel nur schöngeredet oder tabuisiert, weil das Problem nicht in die eigene ideologische Schublade passt. Das mag z.T. auch früher schon so gewesen sein, aber heute bekommen mehr Menschen mit, dass andere denselben Eindruck haben.

    Ich sehe nicht, was ich tun könnte, um daran etwas zu ändern. Jedenfalls lobe ich den Architekten, dessen Haus mit jedem Jahr schiefer wird, nicht auch noch dafür, dass es immerhin noch steht. Auf der anderen Seite gestehe ich aber gerne ein, dass es Dinge gibt, an denen die Politik nur wenig ändern kann (bzw. nur wenig ändern können sollte!). Aber politisch zufriedener macht das auch nicht.

    Hinzu kommen im politischen System und der Geschichte der Bundesrepublik begründete Dynamiken, die auszuführen an dieser Stelle zu lang ausfiele, die sich aber ebenfalls negativ auf die Stimmung auswirken – meistens sogar, ohne dass die Ursache dafür identifiziert worden wäre. Nur ein Stichwort: Das politische Personal unterscheidet sich nicht zufällig von dem, das der jungen Republik am Anfang zur Verfügung stand.

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