Im Herbst der Demokratie?

Rechts und links der Mitte ging schon immer die Welt unter. Bei den Konservativen, weil sie glauben, dass früher alles besser war; bei den Linken, weil sie mit ihrem Kulturpessimismus ihr politisches Dasein legitimieren. 

Zeigen wir es beiden Seiten! 

Die Demokratie in Deutschland ist nur dann im Herbst angekommen, wie die FAZ heute schreibt, wenn zu viele glauben, dass es so ist. Wenn zu viele der Überzeugung sind, dass sich Gesellschaftssysteme wie Jahreszeiten verhalten. Dass es früher oder später so kommen muss. 

Die Vorstellung von Zyklen menschlicher Gesellschaften ist nicht nur von der Geschichtsforschung längst widerlegt. Sie ist auch gefährlich. Sie wird als Narrative von Traditionalisten und Extremisten verwendet. 

In deren Sicht ist gesellschaftliche Vielfalt keine Stärke, sondern Wurzel von Gewalt und Chaos; Wissenschaft verbessert nicht die Welt, sondern verursacht seelische Entwurzelung; und Demokratie macht Gesellschaft nicht gerechter, sondern widerspricht der von Gott gegebenen Ordnung. Vor allem aber, so glauben sie, würden Gesellschaften sich nach einer gewissen Zwangsläufigkeit entwickeln – und vergehen. 

Was daran so gefährlich ist? 

Mit diesen Erzählungen lässt sich die Abschaffung der bestehenden Gesellschaftsordnung begründen. In unserem Fall der Demokratie. Denn was sich im Herbst befindet, hat keine Zukunft. 

Und: Sie braucht einen Retter. Einen Retter, der die Menschen aus ihrem Elend befreit. Adolf Hitler hat die Geschichte vom Niedergang erzählt und sich als Heilsbringer angeboten. Wladimir Putin macht das. Und auch Donald Trump. Nicht weil sie es glauben. Sondern weil sie damit ihre Macht sichern können. 

Aber die Welt ist nicht so. Es gibt keine gesellschaftlichen Zyklen. Auch kein stetiges Bergauf, wie die Aufklärung uns weiß machen wollte . 

Nichts ist vorherbestimmt. Alles ist möglich. Es liegt an uns, eine blühende Demokratie zu schaffen. Nur an uns. 

Der Herbst dagegen ist vor allem das: eine wunderschöne Jahreszeit. 

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