Ich werde manchmal gefragt, warum ich so vehement für die militärische Unterstützung der Ukraine sei. Ob es nicht besser wäre, gegen den Krieg zu votieren, für Frieden?
Ich antworte dann, dass ich ja genau das sei: für Frieden, gegen Krieg. Und dass ich deswegen für mehr militärische Ausrüstung für die Ukraine sei.
Manchmal darf ich den Gedanken weiter ausführen. Er geht ungefähr so.
Ich sage zunächst, dass ich Ökonom bin. Und dass Ökonomen gerne in der Kategorie von Anreizen denken. Dass Menschen in der Regeln handeln wie sie handeln, weil es für sie selbst von Vorteile ist. Und dass Gesellschaften am besten so organisiert sein sollten, dass das Folgen von Anreizen nicht nur zum eigenen Besten, sondern auch zum Wohle für andere, am besten für alle ist. Die Ordnungspolitik baut auf diesem Grundgedanken auf. Also solche gesellschaftlichen Regeln zu finden und zu etablieren, dass das individuelle Streben nach Glück auch die Gesellschaft voran bringt.
Übertragen auf Kriege lautet der Gedanke: Man verringert die Wahrscheinlichkeit von Kriegen dadurch, dass man den Anreiz senkt, selbige zu führen.
Dazu gibt es mehrere Wege. Zum Beispiel, in dem man grenzüberschreitende Handelsbeziehungen ausbaut. Überhaupt eine ökonomisch vernetzte Welt. Freiwilliger Tausch als Mittel der Wohlstandsgenerierung, statt gewaltsamer Aneignung. Ein Krieg wird so unwahrscheinlich. Weil alle verlieren würden. Weil der Handel zum Erliegen kommen würde.
Den Anreiz Krieg zu führen, senkt man auch dadurch, indem die Aussicht selbigen zu gewinnen, verringert wird. Dafür braucht es eine starke verteidigende Seite. Dafür braucht es militärische Unterstützung. Für die Ukraine zum Beispiel.
Frieden sichert man also auch dadurch, dass die Aussicht, mit Angriffskriegen erfolgreich zu sein, reduziert wird. Dafür braucht es eine starke Verteidigung. Dafür brauchen wir (steigende) Militärausgaben. Nicht um Kriege zu führen. Sondern um zu verhindern, dass sie geführt werden.
Natürlich wäre es schöner, dies wäre nicht nötig und wir könnten uns das Geld für die Verteidigung sparen. Stattdessen mehr in Gesundheit, Bildung, Umwelt investieren. Der Punkt aber ist: Wir können nicht verhindern, dass Menschen und autoritäre Systeme auf die Idee kommen, mit Gewalt eigene Ziele zu erreichen. Wir können aber verhindern, dass sie diese Ziele auch tatsächlich erreichen. Und am besten, wir verhindern, dass sie erst gar nicht vermuten, ihre Ziele mit Gewalt erreichen zu können. Erst dann nämlich fangen sie Kriege gar nicht an. – Hätte Putin die Ukraine überfallen, wenn er gewusst hätte, dass er mehr als zwei Jahre später immer noch nicht Kiew erobert und die Regierung gestürzt hat? Eher nicht, oder?
Außerdem: Diktatoren stürzen in der Regel nicht nach gewonnen Kriegen, sondern nach verlorenen. Ein weiterer Grund, die Ukraine in ihrem Freiheitskampf nicht alleine zu lassen.