Warum einseitige Solidaritätsbekundungen wenig helfen

Kann der Konflikt zwischen Israel und den PalästinenserInnen jemals gelöst werden? Natürlich! Die meisten Menschen wollen in Frieden, Wohlstand und Freiheit leben. Was dagegen wenig hilft: Schwarz-weiß-Denken.

Was meine ich damit? 

Der Mensch neigt zum schnellen Urteil. Zum Schwarz-weiß-Denken. Bei den Corona-Maßnamen, dem Gendern, der Migration. Eine klare Meinung wird oft erwartet. Kante zeigen. Und uns selbst hilft es ja auch. Die schnelle Orientierung und Festlegung ermöglicht einen selbstsicheren Gang durch die Welt.

Die zügige Meinungsbildung ist nützlich – und gleichzeitig liegt darin eine Gefahr. Die Gefahr, dass wir falsch liegen. Dass wir Fehlurteile fällen. Dass wir uns in Gruppen Gleichgesinnter zusammenschließen, die wiederum konträr zu den Meinung anderer Gruppen stehen und daraus neue Konflikte entstehen.

Aus dem Wusch, Orientierung in der Welt zu finden, dem Wunsch von Sinn und Ruhe, kann das Gegenteil erwachsen, Unsinn und Unruhe.

Der Israel-Palästina-Konflikt begleitet mich, wenn auch nur aus der Ferne, seit ich angefangen habe Nachrichten zu schauen. Denke ich an die Fernsehnachrichten meiner Kindheit und Jugend, kommen mir als erstes zwei Dinge in den Sinn: Die Aussprache des Wortes “Bonn” (weil man zu dieser Zeit noch den Ort des Geschehens an den Anfang der Nachricht stellte; bei den geschriebenen Nachrichten gibt es das bisweilen heute noch), und die Landkarte von Israel und den palästinensischen Gebieten. Gelb auf Blau in der Tagesschau, die Karte stark vereinfacht, um die wesentlichen Informationen schnell verstehen zu können, die Landesgrenzen deshalb in wenigen Geraden gezeichnet, kantig wie der Konflikt, links das Meer, rechts Attentate und Zerstörung; bisweilen auch eingeblendete Köpfchenbilder, was meist ein gutes Zeichen war, weil dann von Gesprächen zwischen den Konfliktparteien die Rede war.

Warum ich das erzähle? Weil mich diese Berichterstattung bereits in frühen Jahren etwas gelehrt hat.

Es war nämlich so, dass ich je nach aktueller Nachrichtenlage einmal mehr Sympathie für die eine Seite mal für die andere hatte. Sprengte sich ein Selbstmordattentäter in Tel Aviv in die Luft, solidarisierte ich mich mit Israel. Erschossen Israelische Soldaten Palästinenser, fand ich deren Freiheitskampf unterstützenswert. Damit kam ich zunehmend weniger klar. Auf welcher Seite stand ich eigentlich? 

Ich begann, mich in das Thema einzulesen, nur um schnell zu merken, die Sache war höchst kompliziert, eine einseitige Zuschreibung von Schuld für die verfahrene Situation um so weniger möglich, je näher ich micht mit dem Konflikt beschäftigte.

Seit dieser frühen Erfahrung halte ich mich beim Israel-Palästina-Konflikt mit Meinung zurück (bei anderen Themen gelingt mir das weniger gut). Diese Unentschiedenheit gilt sicherlich nicht für unfassbar schrecklichen Taten wie das absichtliche Töten von wehrlosen Menschen, aber eben schon bei pauschalen Zuschreibungen, wer für die gegenwärtige Situation die hauptsächliche Verantwortung trägt.

Und ich bin der Überzeugung, dass nur ein solch abwägender Blick, die Chance auf Verbesserung der Lage bietet. So schwer es ist, es braucht einen nüchternen Blick auf die Ursachen dieser Situation. Von den direkt Beteiligten kann diese Nüchternheit nicht verlangt werden. Eine solche Erwartung ist unmenschlich, nach allem, was die Menschen dort erleben. Deshalb braucht es die Unterstützung von außen. Nicht von jenen Kräften, die vor allem ihr eigenes Süppchen dort kochen. Die davon zu profitieren glauben, wenn der Konflikt sich weiter verschärft. Sondern von jenen, die wünschen, dass Friede eingekehrt und die die Hoffnung nicht aufgegeben haben, dass dieser Friede möglich ist. Europa ist hier gefordert.

Denn ich glaube, dass Friede möglich ist. Weil die Menschen dort das wollen. Kein Mensch lebt gerne im Elend. Jeder will ein gutes und selbstbestimmtes Leben. Durch unzutreffende Vereinfachungen aber werden wir nicht dazu beitragen, dass die Menschen in Israel und Palästina in Frieden leben werden. Der Weg dorthin ist unglaublich kompliziert. Wir sollten unseren Beitrag leisten, dass dieser Weg gegangen wird. Ein Weg hin zu Frieden, Freiheit und Wohlstand. 

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