Deutschland braucht eine positive Erzählung

Was treibt der AfD Wählerinnen und Wähler in die Hände? Die ständige Wiederholung, in unzähligen Varianten, dass Deutschland den Bach runtergehe. Mein subjektiver Eindruck: Das Narrativ verfängt zunehmend. Viel häufiger als früher begegnen mir Menschen, die glauben, es gehe hierzulande bergab. Die Schulden, das Klima, die Demografie, die Zuwanderung, die Finanzierung des Krieges gegen Russland, die Energie, das Auto. Alles würde teurer, schlechter, limitierter. Dabei haben die Menschen in offenen Gesellschaften noch immer gute Lösungen für drängende Probleme gefunden. Der einzige Grund, warum es diesmal nicht so sein sollte, ist, wenn es mit dieser offenen Gesellschaft zu Ende geht, weil jene, die glauben, alles gehe den Bach runter, jene wählen, die einmal an der Macht, nicht mehr von dieser lassen werden. Wir brauchen deshalb, meine Meinung, dringend eine Erzählung darüber, was gut ist in diesem Land. Hohe Beschäftigung, hoher Wohlstand, ein stetig sinkender CO2-Ausstoß zum Beispiel. Und wir brauchen eine produktive und positive Debatte über jene Lösungen, die zur Bewältigung der vorhandenen Probleme auf dem Tisch liegen. Wer das Land hingegen schlecht redet, welches Süppchen er oder sie auch immer damit kochen will, versündigt sich an einer möglichen wundervollen Zukunft Deutschlands und Europas.

One thought on “Deutschland braucht eine positive Erzählung

  1. Ich kann diesen Optimismus nicht teilen. Offensichtlich hat in Deutschland ein entscheidender Wertewandel stattgefunden, der verhindert, Schritte aus der Komfortzone zu unternehmen. Und die harten Fakten der Demografie sind erst in Ansätzen spürbar, werden aber noch viel gewaltiger auf diese Gesellschaft einprasseln, mit jeder Menge kritischer Fragestellungen – und da geht es nicht nur um Geld. Allerdings auch, und das nicht zu knapp.
    Oben drauf kommt noch die Lähmschicht einer Jahr um Jahr wachsenden Bürokratie – schließlich besteht der Arbeitsnachweis von Parlament und Regierung darin, neue Gesetze zu erlassen und nicht etwa alte abzuschaffen. Das Berufspolitikertum hat leider auch dazu beigetragen, dass sich ein kleiner Mikrokosmos um Politik, Medien und akademischen Stichwortgebern bilden konnte, der mit der Lebenswirklichkeit weiter Teile der nicht-urbanen Bevölkerung keinen Kontakt mehr hat.
    All das sind allerdings nicht nur deutsche Probleme. Nur der Wertewandel fiel besonders krass aus, historisch bedingt (“Tugenden, mit denen man auch ein KZ betreiben kann” gehen gar nicht mehr).

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