Ist der gut gemachte Newsletter der Tod der klassischen Zeitung? Manches spricht dafür. In Zeiten hoher medialer Konkurrenz sind kompakte Formate im Vorteil. Der tägliche, schnelle Überblick durch das jedem vertraute Übermittlungsformat Mail – das ist zeitgemäß.
Der Newsletter hat aber einen Nachteil: Knapper Raum und die Reduzierung auf zusammenfassende und schnelle Information gehen in der Tendenz auf Kosten der Vielfalt. Wer etwa am Samstag den Checkpoint des Tagesspiegels laß, bekam alternativlos das Zukunftsszenario einer Apokalypse geliefert.
In der gedruckten Zeitung wäre der Text von Lorenz Maroldt ein Leitartikel gewesen. Er wäre weitgehend gleichwertig neben anderen Artikeln gestanden. Und er wäre durch die Vielfalt redaktioneller Ansichten mindestens im Zeitverlauf (hoffentlich) relativiert worden. Zeitungsredaktionen sind im besten Fall Diskussionsräume, in denen Diversität gelebt wird und zu Teilen den Weg in die Zeitung finden. Newsletter sind dagegen durch Format und (in der Regel) personell begrenzte Kapazitäten der Gefahr ausgesetzt, dass sie zuspitzen und einseitig werden – vor allem dann, wenn zwischen Nachricht und Meinung keine Trennung stattfindet.
Umgekehrt formuliert macht die Corona-Krise die Stärken einer guten Tageszeitung offensichtlich: Zeitnahe Information einer sich täglich ändernden Nachrichtenlage plus große und sichtbare Vielfalt der thematischen Bearbeitung, die nicht zuletzt durch diverse Persönlichkeiten der Inhalte-Ersteller sichergestellt werden. Und vielleicht kann die größere Distanz eines gedruckten Mediums dem Leser auch ein wenig dabei helfen, die Dramen der Welt besser verarbeiten zu können. Mir jedenfalls geht es so.
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