Das große Glück der Ungleichheit

In einer Welt, die friedlich zusammenlebt, ist zunehmende Ungleichheit bei der Verteilung von Vermögen eine logische Konsequenz. Weil es immer Menschen gibt, die Teile ihres Einkommens sparen und dieses Gesparte an die nächste Generation weitergeben. Und weil es immer Menschen gibt, die ihr Einkommen vollständig ausgeben (ja, auch ausgeben müssen, weil das Einkommen gering ist).

Von Generation zu Generation steigt folglich die Vermögensungleichheit. Die Spanne von keinem Vermögen zu hohen Vermögen wird, wegen des Wachstums am einen Ende, stetig weiter. Solange das Kapital der Vermögenden nicht vernichtet wird (etwa durch einen Krieg), geht diese Entwicklung weiter. Aber ist das schlimm?

Vermögen liegt in der Regel nicht unter dem Kopfkissen, sondern wird investiert und führt zu Arbeitsplätzen und neuen Konsummöglichkeiten. Und: Wir leben in einer Welt, in der die absolute Armut in den vergangenen Jahrzehnten rapide abgenommen hat.

Wir leben in einer Welt, in der in großen Teilen die Lebenserwartung losgelöst vom sozialen und finanziellen Status ist – und steigt. In der die wichtigsten Güter (Wohnung, Heizung, Kühlung, Zugang zu Kommunikation und Unterhaltung usw.) so vielen Menschen wie noch nie zur Verfügung stehen. In einer Welt, in der Reichtum bisweilen temporär ist, weil in der Marktwirtschaft das Bessere der Feind des Guten ist und deshalb der Zugang zu selbstgeschaffenem Reichtum jedem offen steht, der genug zahlungskräftige Abnehmer für seine Ideen findet. Und in der trotz Vermögensungleichheit der Zugang zum Rechtsstaat und den demokratischen Institutionen weitgehend egalitär geworden ist.

Ist in einer solchen Welt eine Neiddebatte darüber, wie viele Menschen wie viel Vermögen besitzen, nicht so ziemlich das unnötigste was es braucht? Vor allem weil sie suggeriert, als wären die Reichen reich, weil die Armen arm sind. Dabei geht in Demokratien in der Regel die Zunahme von Reichtum mit dem Anstieg der Lebensqualität für Viele Hand in Hand. Damit alle besser leben können, braucht es nicht weniger, sondern mehr Millionäre und Milliardäre. Aber mit so einem Slogan wirbt niemand. Es lassen sich damit keine Stimmen und Spenden maximieren.

5 thoughts on “Das große Glück der Ungleichheit

  1. Ich habe vielleicht meinen Gedankengang etwas zu kurz dargestellt.
    Neiddebatte lassen wir mal außen vor.
    Als Prämisse nehme ich an, dass wir einen Staat wollen, der Aufgaben übernimmt und der finanziert wird.

    Erster Gedanke:
    Es geht im Artikel ja um eine sehr grundsätzliche Frage, ob Ungleichheit gut oder schlecht ist? Ich denke grundsätzlich ist Ungleichheit gut. Es ist wichtig, dass man die Möglichkeit in der Gesellschaft hat sich besser als sein Nachbar zu entwickeln. Ihn damit motiviert und den Kuchen insgesamt vergrößert. Ganz klassischer Wirtschaftsliberalismus.

    Zweiter Gedanke:
    Jetzt habe ich eine zweite Frage aufgeworfen, ob eine vererbte Ungleichheit den gleichen Nutzen erfüllt, wie Ungleichheit allgemein? Ich glaube eine große Erbschaft führt nicht zu einer höhere Leistungsbereitschaft des Erbnehmers. Das heißt gesellschaftlich ist eine zunehmende Ungleichheit von Generation zu Generation keine positive Ungleichheit.

    Dritter Gedanke:
    Jetzt kommt meine Prämisse: Steuern sind notwendig. Ungleichheit 1 ist Ungleichheit 2 vorzuziehe. Aus diesem Grund sollte heute erbrachte Leistung und Konsum (zwingend notwendig in unserer Wirtschaft) niedriger besteuert werden = Absenkung der Mehrwertsteuer/Einkommenssteuer. Und gleichzeitig die Erbschaftsteuer erhöht, um die Steuersenkung auszugleichen. Im absoluten extrem: Es gäbe nur Erbschaftssteuer, damit werden sämtliche Staatsaufgaben finanziert und keine anderen Steuern. Für so ein Extrem wäre ich nicht, aber um die Richtung meiner Gedanken zu verstehen ist das vielleicht hilfreich.

    Zusätzlicher Gedanke:
    Ich glaube nicht, dass Unternehmen in der Hand des Staates gut aufgehoben sind!
    Man könnte die Erbschaftssteuer, aber wie folgt regeln. Es wird ein Erbschaftswert bestimmt. Bei großen Erbschaften mit Unternehmen ein kompliziertes Verfahren, aber sicherlich möglich. Dann wird darauf ein hoher %-Satz Erbschaftssteuer fällig, z.B. 75%. Diese ist vom Erbschaftsnehmer innerhalb von 10 Jahren zu bezahlen. D.h. pro Jahr muss er mit der Erbschaft mindestens 7,5% Rendite erwirtschaften, die vollständig an den Staat geht. Ist er leistungsstark, sollte dies kein Problem sein. Ist er leistungsschwach, verliert er ein Teil seines Erbes, muss an Leistungsstärkere in der Gesellschaft verkaufen. Die Gesellschaft insgesamt wäre meines Erachtens besser gestellt. Eine gerechtere Ungleichheit könnte entstehen.

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  2. Guter Artikel.

    Grundsätzlich stimme ich dir zu, frage mich aber ob es nicht besser wäre, wenn nicht von Generation zu Generation die Ungleichheit wächst. Man könnte unsere Steuersystem grundsätzlich umbauen: weniger Mehrwertsteuer/Einkommenssteuer und mehr Erbschaftssteuer. Dann wären alle die positiven Aspekte noch gegeben, die Ungleichheit in der Geburtenlotterie würde aber gemildert werden.
    Ich glaub die Idee von Bill Gates und Warren Buffett von The Giving Pledge gehen in einen ähnliche Richtung.

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    1. Ist leider nicht zu Ende gedacht: wer heute für das Alter spart und weiß, dass von einem möglichen Rest den Erben nichts bleibt, der wird Mittel und Wege finden dass da kein Rest übrig bleibt. Der große Denkfehler beim Erben ist, dass immer nur der Neid über den Erbnehmer bedient wird. Aber handelnde Person ist nun mal der Erbgeber (soweit es ihm der Herrgott zulässt).

      Auch das Beispiel des Bill Gates taugt zu nichts, da hierzulande immer nur die Neider Gehör finden. Es hinterfrägt aber niemand an wen sagen wir mal die Albrecht Familie ihr Geschäft verkaufen sollte um das Geld locker zu machen. Macht kaum Sinn, dass der Staat erbt; die hätten das Geld in kürzester Zeit verblasen. Also bleiben z.B. Aktienverkäufe. Und da wissen wir ja wie sich das risikoscheue Volk verhält. Also wäre der deutsche Mittelstand in einer Generation in den Händen von norwegischen Pensions- oder chinesischen Staatsfonds. Tolle Aussichten, ned wahr?

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  3. @Tim interessanter Gedanke.
    Ich glaube, der Ansatz geht in die richtige Richtung, es liegt aber m.E. noch eine Schicht tiefer:
    Gesetzt den Fall, der Mensch ist als Wesen geschaffen, dass nur in der Beziehung zu Jesus Christus seine Erfuellung findet (und damit Zufriedenheit, Glueck, Einklang).
    Dann ist in der Tat die Gesamt-Zufriedenheit eines Volkes/Gesellschaft – falls sie denn repraesentativ gemessen wird/werden kann – eine direkte Funktion der Anzahl von Menschen, die in einer Beziehung zu Jesus Christus leben.
    Der Prozentsatz war frueher in D vermutlich hoeher als heute? zumindest nach dem Krieg oder zu Erweckungszeiten der vorletzten Jahrhundertwende?

    Allerdings wissen wir alle, dass auch eine charakterliche Komponente hineinspielt. Es gibt Persoenlichkeitsprofile, die leichter zufrieden zu sein scheinen, als andere …
    Ein Ansatz die ohne Gottes-Beziehung aufzuloesen, ist ja neuerdings, die konsequente Einuebung von “Dankbarkeits-Ritualen”.
    Wobei es mir authentischer vorkommt, mich gleich mit der Dankbarkeit an den CHEF zur richten , anstatt ein Muenchhausen-Ritual zu praktizieren (sich selbst aus dem Sumpf ziehen).

    Weitere Zufriedenheits-Unterschiede:
    Es gibt das Nord-Sued Gefaelle in Europa (Nordische Laender erzielen stets hoehere Zufriedenheitsgrade in Umfragen als suedlichere?)
    Es gibt asiatische Kulturen, die trotz materieller Armut eine hohe Grundzufriedenheit zeigen (Hineinfuegen in ein Karma)?

    ToDo: Danken schuetzt vor Wanken & Loben zieht nach oben.

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  4. Je besser es den Menschen geht, desto unzufriedener sind sie. In westlichen Gesellschaften hängt dieses Phänomen evtl. mit der zunehmenden Säkularisierung zusammen: Die Menschen legen allmählich ihre religiösen Vorstellungen ab, behalten aber das Gegensatzpaar Himmel/Hölle gewissermaßen als ordnendes Prinzip. Man selbst will zu den Guten gehören und sucht sich einen bösen Gegner, z.B. die fiesen Reichen/Unternehmen/Mächtigen. Damit lässt sich auch noch jede Unsinnspolitik rechtfertigen.

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