Die unendliche Langeweile: Warum es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen keine gute Samstagabend-Show (mehr) gibt

Ein einfaches Spielkonzept (Quiz mit drei Länderteams), gut gelaunte Promis (allen voran Axel Prahl und Jan Josef Liefers) und der Mut, eine Show live zu übertragen – im Ersten war am Samstag, 20:15 Uhr, mit der Show „Spiel für dein Land“ alles für einen unterhaltsamen Abend angerichtet. Doch es kam (mal wieder) anders. Fragen aus der Mottenkiste des vergangenen Jahrhunderts (Fahren Frauen besser Auto als Männer?), ein peinliches Spiel (weil dabei der 78-Jährige Peter Kraus in Boxhandschuhen kämpfen musste und sich so verletzte, dass er die Show nicht zu Ende spielen konnte), aber vor allem mit Jörg Pilawa ein Moderator, der vor allem eines nicht kann: Unterhaltung.

Denn dafür muss man das Unerwartete zulassen. So funktioniert gute Unterhaltung: neben dem Geplanten braucht es Platz für das Unvorhersehbare, das Spontane, die überraschende Geste, die leicht schräge Antwort, die unerwartete Reaktion. Ein guter Moderator nimmt das Unerwartete auf, macht es größer, spielt es zurück. In der mehr als dreistündigen Fernsehshow gibt es dafür praktisch keinen Raum. Gibt Pilawa dafür keinen Raum. Die Gäste mühen sich redlich, aber Pilawa geht über alles hinweg. Hilflos lässt er fast jeden Ball liegen, den man ihm zuwirft.

Da überrascht es nicht, dass er auch an der größten Herausforderung des Abends scheitert, nämlich einen angemessenen Umgang mit dem nach dem Boxspiel sichtlich leidenden Peter Kraus zu finden: Pilawa ignoriert, was ob des stetig eingeblendeten schmerzverzerrten Gesichts von Kraus nicht zu ignorieren ist. Mehr als eine Stunde geht das so. Negativer Höhepunkt: Es wird in Zeitlupe die Szene eingeblendet, die zu der Verletzung von Kraus führt. Und wieder kein Umgang. Alle leiden mit, aber nur einer hat die Verantwortung, darauf entsprechend zu reagieren. Pilawa tut es nicht.

Und mit Peter Kraus leidet das Fernsehpublikum, und es stellt sich die Frage, warum dieser gigantische Apparat des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht in der Lage ist, Unterhaltungskünstler hervorzubringen oder wenigstens zu engagieren. Vielleicht weil das Geld auch fließt, wenn man nichts riskiert? Wenn man immer weiter „business as usual“ macht? Tut, was man immer getan hat? Auch auf die Gefahr, dass Shows zum Anachronismus werden? Weil dennoch ein paar Millionen Menschen am Samstagabend die Glotze einschalten? Weil, wer das eigene Programm in Frage stellt, die Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Gebührensystems im Schlepptau mit sich zieht?

Diese Fragen klingen groß für die Analyse einer einfachen Samstagabend-Show. Mir erscheinen sie dennoch treffend. Denn wie soll ein System, deren Finanzierung durch den Status Quo gesichert wird, Unterhaltung hervorbringen, deren Grundvoraussetzung das Risiko ist? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein Beamtenapparat. In der Regel sind dort keine Menschen gefragt, die so mutig sind, scheitern zuzulassen.

Ohne diese Fähigkeit ist große Unterhaltung aber nicht denkbar. Eine Liveshow braucht den Nervenkitzel, er ist ihr Lebenselixier. Stattdessen dominierte auch gestern Abend die Sicherheit. Bloß nichts Falsches sagen, bloß keine Fehler machen. Man sieht Jörg Pilawa von der ersten Sekunde an (als er die Showtreppe hinunterläuft), dass er in Wirklichkeit nicht da sein will, wo er gerade ist, dass er am liebsten alles schnell hinter sich hätte, alles fehlerfrei hinter sich hätte – und so ist es kein Wunder, wenn am Ende das Entscheidende fehlt: gute Unterhaltung.

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3 thoughts on “Die unendliche Langeweile: Warum es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen keine gute Samstagabend-Show (mehr) gibt

  1. Als Gast im Studio muss ich sagen, dass der Herr Kraus sich lange Zeit gesträubt hat sich untersuchen zu lassen … Erst durch Management und Produktionsverantwortlichem konnte man ihn überzeugen, dass es besser wäre, die Show für ihn abzubrechen.

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  2. Die Zwangsgebühren einfach in einen freiwilligen Betrag umwandeln, dann wird die Qualität ganz schnell besser. Wem die ARD gefällt, kann ein Abo abschließen. Deutschland behauptet von sich es sei eine Marktwirtschaft. Davon sieht man aber in vielen Bereichen wenig bis gar nichts.

    Das wäre doch mal ein Thema für die FDP. Wie wäre es mal mit Marktwirtschaft im Bereich der Medien? Aber daran hat die angebliche “Partei der Marktwirtschaft” kein Interesse.

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  3. Zu diesem kommentierenden Bericht gebe ich meine volle Zustimmung..
    Pilawa ist zwar gut im Geschäft,, kann aber wirklich nicht unterhalten. Er kann nur wie ein Kindergartenonkel Spielregeln erklären und Fragen vorlesen.. Kein Gag aus dem Stegreif,, kein Witz,, keine Schlagfertigkeit, nur dümmliches Grinsen und Anbierdung an die Teilnehmer…Ein gut bezahlter Job mit flachem Arbeitsaufwand. Dünn, dünn.
    .Wir wollen bei Pilawa nicht mehr einschalten.
    Mir geht zwar meine harsche Kritik etwas gegen den Strich,, wer aber wie Pilawa so nahe an die Straße baut und so wichtig tut,, muss sich solche Kritik gefallen lassen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Gerd Meiser.

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