Freiheit statt Gleichheit: Was im Wahlkampf fehlt

“Frauen gleich stellen”, steht auf einem Wahlplakat des Berliner SPD-Bundestagskandidaten Klaus Mindrup, das auch in der Straße hängt, in der ich wohne. Ich hatte statt “gleichstellen” beim ersten Mal “gleichschalten” gelesen. Freilich liegen die Begriffe meilenweit auseinander. Und doch assoziiere ich mit ihnen auch Gemeinsamkeiten.

Weil wer gleichstellt, bisweilen auch gleichmacht, und dies ein Angriff auf die Freiheit sein kann. Nicht die rechtliche Gleichstellung. Nicht die Gleichheit vor dem Gesetz. Jeder Mensch muss unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe und anderen Merkmalen gleich behandelt werden. Das klingt so selbstverständlich, dass man es kaum schreiben mag. Was ich meine, ist der Eingriff in das Handeln und in die Ergebnisse menschlichen Handels mit dem Ziel der Gleichheit.

Beispiel Fußball. Es gibt Millionen Menschen, die bereit sind, 50 Cent pro Bier mehr auszugeben, um in einer Kneipe Fußball schauen zu können. Und es gibt offenbar sehr viele Kneipenpächter und TV-Besitzer, die bereit sind, Gebühren an Fernsehsender zu bezahlen, so dass es diesen möglich wird, im Wettbewerb mit anderen Sendern hohe Millionenbeträge an die Vereine zu überweisen, für das exklusive Recht, Kameras neben und über Fußballplätzen positionieren und die darauf stattfindenden Spiele übertragen zu dürfen. Und es gibt offensichtlich genug Vereine, die darin ein lohnendes Geschäft sehen, so dass sie große Teile des eingenommenen Geldes dafür ausgeben, Spieler zu finden und zu trainieren, damit ihr Verein zu den besten gehört. Denn nur für diese wenigen Vereine sind Millionen Menschen bereit, 50 Cent pro Bier mehr auszugeben.

50 Cent pro Bier ist wenig. Trinken zehn Millionen Menschen pro Spieltag drei Bier, kommen in einer Saison 600.000.000 Euro zusammen. Das Geld fließt zu nicht unwesentlichen Teilen dahin, wo die Entscheidung darüber fällt, ob Vereine an diesem Kuchen partizipieren können – zu den Spielern. Die machen den Unterschied. Deswegen verdienen die besten der besten Fußballspieler Millionengehälter – und sie verstärken Einkommensungleichheit.

Aber diese Einkommen sind Folge freier Entscheidungen der Menschen – vieler Menschen. Worauf soll sich ein Recht gründen, die Konsequenzen dieser Entscheidungen zu revidieren? Warum sollten Menschen nicht die positiven Folgen von Millionen Einzelentscheidungen für sich in Anspruch nehmen dürfen. Schließlich wird keiner gezwungen, in die Kneipe mit dem teureren Bier zu gehen.

Die Politik der Gleichmacher hat sich noch nicht an den Fußball getraut. Er ist zu beliebt. In anderen Bereichen ist es einfacher. Bei Managern zum Beispiel, in Aufsichtsräten. Das Prinzip aber ist das Gleiche. Auch dort entstehen Löhne auf Basis freier Entscheidungen. Wenn die Eigentümer einer Firma ihren Geschäftsführern Millionengehälter zahlen wollen, weil sie glauben, dass sich die Arbeit dieser Geschäftsführer für das Unternehmen rechnet: Warum sollten sie es dann nicht tun dürfen? Es ist ihr Geld.

Seit Jahren wird das Bild von der auseinandergehenden Einkommensschere in die Talkshows geschleppt. Ganz abgesehen davon, dass die Verteilung der Einkommen seit Jahren gar nicht ungleicher wird: Was wäre so schlimm, wenn es so wäre? Sollen denn alle genau das Gleiche verdienen? Als wäre Gleichheit ein erstrebenswertes Ziel. Ist nicht eher das Gegenteil gesellschaftlich wünschenswert, nämlich die Individualität zu achten? Die einen wollen mehr arbeiten, die anderen weniger. Die einen verzichten auf Freizeit und kurzfristigen Spaß und investieren mit einem Studium in ihre Zukunft, andere leben im Hier und Jetzt – und sind glücklich. Manche sind bereit, für mehr Geld einen unattraktiven Job zu machen, andere lehren für 8,50 Euro die Stunde an freien Schulen und gehen in ihrer Berufung auf. Die einen machen Karriere, den anderen ist Familie wichtig.

Die so genannte Einkommensschere sagt nichts über das Glück und Unglück der Menschen. Das zwangsweise Schließen der Schere schon. Denn sie führt zur Abschaffung von Freiheiten. Wer in Marktprozesse eingreift, greift in die freie Entscheidung ihrer Akteure ein. Etwa bei der vermeintlichen  Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen. Die SPD wirbt kräftig damit, diese schließen zu wollen. Als wäre dies Ungleichheit Folge ungleicher Behandlung von Gleichem. Als müsste man den (männlichen) Geschäftsführern dieses Landes ihr patriarchisches Menschenbild austreiben. Als wären die Unterschiede nicht in erster Linie Unterschiede in Folge unterschiedlicher Lebens- und Berufsentscheidungen.

Für das Akzeptieren der Folgen frei gewählter Unterschiede zu werben, steht politisch aktuell nicht hoch im Kurs. Warum eigentlich nicht? Warum wird so stark mit Gleichheit geworben? Vermutlich nie waren die Lebensmöglichkeiten der Menschen gleicher verteilt. Wir telefonieren mit identischen Geräten, wir essen die weitgehend gleichen Lebensmitteln, wir können uns informieren und bilden, wir fahren in den selben Transportmitteln, wir werden bei Krankheit ähnlich behandelt. Der technische Fortschritt, vor allem die Massenproduktion, hat den Zugang weiter Teile der Bevölkerung zu den gleichen Gütern und Dienstleistungen möglich gemacht. Das ist ein großes Glück. Lassen wir uns die daraus gewonnenen Freiheiten nicht durch die Gleichheitsrufer wieder nehmen!

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