Der Kampf gegen Doping ist bekanntlich überschaubar erfolgreich. Das ist polit-ökonomisch gesehen wenig verwunderlich. Denn für jeden einzelnen Staat wie für jeden Sportler besteht der Anreiz, sich einen Wettbewerbsvorteil durch Doping zu verschaffen. Dieser Vorteil wird umso größer, je stärker andere Sportler/Nationen auf Doping verzichten. Denn umso größer ist der Leistungsunterschied, den gedopte Sportler im Vergleich zur sauberen Konkurrenz erzielen können.
Nur strikte Kontrollen versprechen Erfolg. Das Problem dabei: Das Kontrollsystem unterliegt den gleichen schlechten Anreizen. Dieses wird nämlich, wie beispielsweise die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), von den Staaten (mit)finanziert. Diese Staaten unterliegen aber – wie die Sportler – dem Anreiz, aus dem Anti-Doping-Kampf auszuscheren um ihren Erfolg (etwa der Medaillenspiegel bei Olympischen Spielen) zu mehren. Der russische Staat hat das in aller Dreistigkeit gezeigt. Und es ist kein Wunder, dass die Wada den Manipulationshinweisen lange nicht nachgegangen ist. Sie wird eben von denen mitfinanziert, die vom (geheimen) Ausbrechen aus dem Dopingsystem profitieren.
Der Erfolg versprechende Weg im Anti-Doping-Kampf ist für Verbände und Kontrolleure wie für Sportler der gleiche: Nur wenn die Wahrscheinlichkeit der Aufdeckung von Vergehen und die Höhe der Strafe den möglichen Erfolg übersteigt, wird das Ausmaß von Doping zurückgedrängt. Und deswegen ist die Zulassung von Russland bei den Olympischen Spielen in Brasilien eine herbe Niederlage im Kampf gegen ein tückisches System, das nur dann funktionieren kann, wenn alle wissen, dass Betrug keinen Erfolg bringt.
Siehe auch: “Kein Wille, kein Weg” von Evi Simeoni, FAZ 02.08.2016