“Kann man nicht eine Mauer bauen, um die Zuwanderer abzuhalten und abzuschrecken? Werden unsere Nachkommen auf ein glückliches Intermezzo von dreißig Jahren (1989 bis 2019) zurückschauen, in dem man ohne Mauern auskam? Gewiss, die Emotionen der Menschen sind vielfach an den Status quo gebunden. Und so sind viele Wähler bereit, humanitäre Impulse hintanzustellen, wenn es um die Verteidigung des jeweiligen Status quo geht. Da aber dieser Status quo im Norden die Momentaufnahme der bürgerlichen Gesellschaft ist, entspringt aus ihm eine Innovationsdynamik. Die macht es sehr unwahrscheinlich, dass der Status quo so aufrechterhalten werden kann. Der Gleitflug der übrigen Wanderungskosten wird weitergehen. Mauern, die Wanderungen von Menschen blockieren sollen, dienen der Erhaltung eines überlebten Status quo. Das galt für die Mauer bis 1989 – und es würde gelten für eine künftige Mauer quer durch Europa. Die neue Völkerwanderung zwingt uns, über die Zukunft der global-sozialen Marktwirtschaft neu nachzudenken.”
// Carl Christian von Weizsäcker in “Wechselkurs und Völkerwanderung”, FAZ, 15.01.2016
Die Weizsäckers waren schon immer Experten darin dem aktuellen Zeitgeist das Wort zu reden. Sie sind ein bisschen wie Fettaugen: Sie schwimmen immer oben mit. Die Zukunft haben diese Leute freilich noch nie korrekt vorhergesagt.
Ich halte die Thesen von Leuten wie Ross Douthat für weitaus realistischer:
http://douthat.blogs.nytimes.com/2016/01/13/ten-theses-on-immigration/
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“…Die neue Völkerwanderung zwingt uns, über die Zukunft der global-sozialen Marktwirtschaft neu nachzudenken.”
Weizsäcker kann sich wohl solch verbales Vacuum leisten und die Deutschen empfangen den Nonsense, andächtig und verklärt wie der Katholik die Hostie.
Übrigens, die meisten Staaten (inkl. der, die wir als “autoritär” bezeichnen) üben effektive Grenzkontrollen ohne Mauern. Was also soll diese Polemik?
Nette Grüße
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