Wie, liebe politische Ökonomie, lässt sich eigentlich erklären, dass beim Produkt “Benzin” extrem hohe Steuern anfallen (60 Prozent des Verkaufspreises), wo doch die Mehrheit der Deutschen Autofahrer sind und deshalb diese Mehrheit dafür sorgen könnte, dass sich das ändert, dass zum Beispiel stärker Minderheiten zur Finanzierung herangezogen werden, Reiche im Allgemeinen oder SUV-Besitzer?
Die politische Ökonomie hatte ja schon immer Schwierigkeiten zu erklären, warum Leute überhaupt zur Wahl gehen, da doch die einzelne Stimme für den Wahlausgang völlig unbedeutend ist. Bryan Caplan stellt dazu die These auf: Für die Wähler ist die Wahl ein Akt der Selbstetablierung als guter Mensch und braver Bürger, der seinen Dienst am Allgemeinwohl verrichtet. Und gerade weil die eigene Stimme bedeutungslos ist, kann man sich bei der Wahl eine angeblich oder real moralisch begründete Irrationalität leisten, die man sich im Privatleben nie erlauben würde.
Im konkreten Beispiel: Man votiert für höhere Steuern auf Kraftstoff zum Schutz der Umwelt (des Klimas, der Welt – name it you have it) und fühlt sich gut dabei. Beeinflussen kann man das Ergebnis eh nicht, so dass das gute Gefühl bei der Wahl entscheidend ist.
Eine andere, mögliche Erklärung: Wenn der Wähler fatalistisch oder aus Überzeugung eh auf höhere Steuern eingestellt ist, ist ihm eine Steuer auf Kraftstoff lieber als eine allgemeiner wirkende Steuer (auf Einkommen oder generell Konsum), weil er meint, die Auswirkungen dann besser abfedern zu können (weniger Auto fahren, langsamer fahren, Fahrgemeinschaften bilden, andere Verkehrsmittel benutzen).
Oder noch eine andere Erklärung: Der direkte Effekt der höheren Steuer ist nicht sichtbar, weil der Preis an der Tankstelle sowieso hohen Schwankungen unterlegen ist. Da meines Wissens nach der Bernzinpreis real im Grunde immer mehr gesunken ist, kann die Steuererhöhung als “folgenlos” durchgehen. Nicht realisierte Gewinne durch Preissenkungen sind viel zu abstrakt für die meisten.
Und noch eine andere Erklärung: Für hohe Preise an den Tankstellen gibt es einen anderen, prominenten Schuldigen: die Konzerne. Bei Preiserhöhungsrunden versäumen es insbesondere die staatsnahen Medien in der Regel auch nie, auf deren “Profitgier” hinzuweisen.
Your choice ;-)
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