Bisweilen wird der “scharfe Wettbewerb” für niedrige Löhne verantwortlich gemacht. Auch die Mindestlohn-Einführung wurde mit diesem Argument begründet. Dabei ist es häufig umgekehrt: Die Ausschaltung von Wettbewerb führt zu geringeren Einkommen als möglich wären. Denn Wettbewerb bringt Fortschritt. Und Fortschritt schlägt sich auch in Form höherer Einkommen nieder.
Auch fehlender Wettbewerb auf Arbeitgeber-Seite ist negativ für Arbeitnehmer, wie beispielhaft die aktuelle Diskussion um die Einkommen von Erziehern offensichtlich macht. Der vermutlich mehrheitliche Konsens bei diesem Thema lautet: Erzieher ist ein wichtiger Beruf, und für die Bedeutung dieses Berufs ist die Bezahlung zu gering. Deshalb wundert es wenig, dass sich auch die Politik für höhere Einkommen stark macht.
Mal abgesehen davon, dass Kita-Erzieher im Vergleich zu anderen Berufen des Dienstleistungssektors (durchschnittliches steuerpflichtiges Gehalt einer Fachkraft im Dienstleistungssektor: 2.803 Euro) gar nicht weniger verdienen, nämlich 2.880 Euro: Erzieher könnten wahrscheinlich deutlich höhere Einkommen erzielen, wenn es im Bildungssektor (mehr) Wettbewerb gäbe.

Denn ein Großteil der Erzieher arbeitet für einen einzigen Arbeitgeber, den Staat. Der hat es als alleiniger Anbieter von Erzieher-Stellen relativ einfach, geringe Löhne zu zahlen. Weil es Erziehern an Alternativen mangelt. Und wer keine Wahl hat, der hat im Verhandlungspoker um ein höheres Einkommen schlechte Karten.
“Wo keine freie Preisbildung über den Markt möglich ist, ist der finanzielle Spielraum geringer”, schreibt Tarif-Experte Hagen Lesch vom IW Köln. Und: “Wenn die Kita-Tarifauseinandersetzung die Frage nach dem Wert der Arbeit aufwirft, sollte darüber diskutiert werden, wie sich die Preise im Bildungswesen künftig bilden sollen. ”
Oder anders gesagt: Wer höhere Löhne für jene wünscht, die junge Menschen pädagogisch begleiten, der sollte sich – freilich nicht nur aus diesem Grund – für mehr Wettbewerb im Bildungswesen, also den Rückzug des Staates, einsetzen.
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