Als vor bald 10 Jahren, am 1.1.2005, ein zentrales Element der Hartz-Reformen in Kraft trat (nämlich die Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe für Erwerbsfähige zum ALG II, auch Hartz IV genannt), lag der deutsche Arbeitsmarkt am Boden.
- Knapp 12 Prozent aller Menschen waren arbeitslos (siehe Grafik unten),
- unter den Menschen ohne Berufsabschluss waren es 26 sogar Prozent, und
- 30 Jahre lang war die Zahl der Langzeitarbeitslosen ziemlich kontinuierlich gestiegen.
10 Jahre später gilt Deutschland als Vorbild. Die aktuelle Arbeitslosenrate liegt bei 6,5 Prozent, die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich mit etwas mehr als eine Million fast halbiert, und die Arbeitslosigkeit unter den Menschen ohne Berufsabschluss sank um 7 Prozentpunkte auf 19 Prozent.
Alles eine Folge der Hartz-Reformen? Nein. Die empirische Ökonomik ist sich mittlerweile einigermaßen einig darüber (siehe zum Beispiel Dustmann et al. (2014): From Sick Man of Europe to Economic Superstar: Germany’s Resurgent Economy), dass die Hartz-Reformen nicht hauptverantwortlich für die Erholung des deutschen Arbeitsmarktes waren.
Den Hartz-Reformen bleibt der Verdienst, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes durch die verstärkten Anreize zur Arbeitsaufnahme auf der Angebotsseite gestützt zu haben.
Entscheidend für die positive Arbeitsmarktentwicklung ist demnach die bereits zehn Jahre vor den Hartz-Reformen begonnene Flexibilisierung in Form einer größeren Dezentralisierung der Lohnverhandlungen.
Die hohe Arbeitslosigkeit hatte die Macht zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften verändert. Letztere verloren an Einfluss, und die Tarifbindung von Unternehmen sank von 1995 bis 2008 von 75 auf 56 Prozent. Die Zahl der Branchenabschlüsse nahm also ab, die Zahl der Abschlüsse auf Unternehmensebene zu. Zusammen mit den wachsenden Zahl an Öffnungsklauseln in Tarifverträgen wurden so den wirtschaftlichen Situationen angepasste Lohnabschlüsse gefunden.
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