Der Kunde als König: Was Kitas von Supermärkten lernen können

Der Pixelökonom streckt die Zunge raus: Kindergartenfoto aus dem Jahre 1976 in Tauberbischofsheim
Der Pixelökonom streckt die Zunge raus: Kindergartenfoto aus dem Jahre 1976.

Warum öffnen eigentlich Supermärkte am frühen Morgen und schließen am späten Abend, während viele Kitas nur einige Stunden am Tag (im wesentlichen zwischen 8 bis 16 Uhr) geöffnet haben (siehe Forderung der Bundesagentur für Arbeit)?

Man kann doch einen Supermarkt nicht mit einem Kindergarten vergleichen, rufen die Kulturpessimisten. Der Vergleich stimmt zumindest in einem Punkt: Die Versorgung mit Lebensmitteln ist ähnlich wichtig wie die Sicherung des Lebensunterhalts durch Arbeit und die Gewissheit, dass es während dieser Arbeitszeit dem eigenen Kind gut geht. Außerdem: Der Vergleich dient der Veranschaulichung, nämlich für unterschiedliche Anreizsystem und deren Folgen.

Warum also die unterschiedlichen Öffnungszeiten? Vielleicht, weil in einem Fall die Kunden die Öffnungszeiten (durch ihr Einkaufsverhalten) beeinflussen können und im anderen Fall (häufig) nicht.

Denn hat der Supermarkt geschlossen, bleibt der Kunde vor verschlossenen Türen und dem Supermarktbetreiber entgehen Einnahmen. Er wird deshalb tendenziell versuchen, sein Geschäft lange offen zu halten. Zumindest solange, wie sich die Ausdehnung der Öffnungszeit rentiert, also die Mehrkosten der längeren Öffnung niedriger sind als der Umsatz.

Die Anreize bei der Entscheidungsfindung über Öffnungszeiten in der Kita sind anders gelagert. Das Geld kommt nicht von den Eltern (Kunden), sondern von der Politik, meist den Kommunen. Die Kindergärten sind also anderen verpflichtet, der Einfluss der Eltern bleibt überschaubar – zumindest  dort, wo Kitas über die so genannte Objektförderung finanziert werden. Dies ist vor allem in den bundesdeutschen Flächenländern der Fall. Dort entscheidet die Politik darüber, welche Einrichtung wie viel Geld erhält (meist bekommen kirchliche und karitative Einrichtungen den Zuschlag).

Bei der Subjektförderung sind die Anreize anders, stärker am Wohle von Eltern und Kindern orientiert. Bei dieser Förderung (etwa in Berlin) erhalten die Kitas das (staatliche) Geld über die Eltern. Die Folge: Gibt es eine Nachfrage nach längeren Öffnungszeiten, werden sich diese Öffnungszeiten in der Regel finden. Weil die Kitas ein Interesse daran haben. Weil sich mehr Eltern dann für solche Einrichtungen entscheiden und diese Kitas dann mehr verdienen.

Als meine berufstätige Schwester vor vielen Jahren im katholischen Kindergarten meiner Heimatstadt Tauberbischofsheim fragte, ob man in Zukunft auch über die Mittagszeit öffnen könne, erhielt sie als Antwort eine Gegenfrage, nämlich warum sie als Frau überhaupt arbeiten müsse. – Das ist zugegeben viele Jahre her, Eltern auch als Kunden zu sehen, haben aber viele Kitas bis heute nicht verstanden.

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