Die Zahl der Straftaten in Deutschland ist in den letzten Jahren konstant, nachdem sie davor über Jahre gesunken war. Aber was sagt das aus? “In der Gesamtzahl der Straftaten wiegt die Schwere eines Fahrraddiebstahls genauso viel wie die eines Sexualmords”, schreibt Prof. Dr. Horst Entorf von der Goethe Universität Frankfurt in dem lesenswerten Paper “Was kostet uns die Kriminalität? … und welche Kosten sind durch Kriminalitätsbekämpfung vermeidbar?“.
Und Entorf schreibt weiter:
“Insbesondere das trotz der seit 2008 leicht zurückgehenden Zahl immer noch hohe Niveau der ‘schweren und gefährlichen’ Körperverletzungen (88 Tsd. im Jahr 1993 gegenüber 136 Tsd. im Jahr 2012) hinterlässt Zweifel, ob die gesellschaftliche ‘Belastung’ durch Kriminalität langfristig auch rückläufig wäre, wenn man eine Bewertung mit der ‘Schwere’ des Delikts vornähme.”
Der Professor von der Goethe-Universität Frankfurt ist deshalb auf der Suche nach einem so genannten Schwereindex, der die „Gewichte“ von Straftaten ermittelt – also die Ermittlung des durchschnittlichen Schadens pro Straftat. Mit solch einem Index kann dann “über Veränderungen des Schadens an materiellen und immateriellen Gütern, den eine Gesellschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraums (typischerweise ein Jahr) durch Kriminalität erleidet, in zuverlässiger und zeitloser Weise Auskunft geben” werden.
Mit solch einer Gewichtung sind die Straftaten in Deutschland von 1993 bis 2003 leicht zurückgegangen sind (siehe Screenshot “Tabelle 1”).
Allerdings bezeichnet Entorf die Berechnung lediglich als “exemplarische Beispielrechnung”. Denn die Zahlen seien mit großer Vorsicht zu genießen: “Der praktischen Realisierung eines Schwereindex stehen in Deutschland bisher zwei wichtige Hemmnisse entgegen: Zum einen gibt es hierzulande keine ausreichende angewandte Forschung zu den Kosten je Straftat, und zum anderen ist die bisherige Dunkelfeldforschung nicht in der Lage, Auskunft über den Anteil der registrierten Straftaten an allen Straftaten geben zu können.”
Außerdem werden in der Gewichtung oben “die nicht registrierte Kriminalität ignoriert, d.h. die Berechnungen beruhen allein auf den in der Polizeilichen Kriminalstatistik veröffentlichten Daten.” Zieht man Prognosen über das Dunkelfeld mit ein, steigt die Kriminalität von 1993 bis 2003 an, um bis 2011 wieder zu sinken (siehe Screenshot “Schaubild 1”).
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One thought on “Was kostet Kriminalität?”