Wohlstand schafft Toleranz: Was der Homosexualitätsprozess in Sambia lehrt

14 Monate saßen James Mwape und Phillip Mubiana in Sambia aus einem einzigen Grund in Untersuchungshaft: weil sie homosexuell sind. Dem Frisör und dem Maurer hätten bei einer Verurteilung Haftstrafen zwischen 14 Jahren und lebenslänglich gedroht. Jetzt sind sie, vermutlich auf Druck westlicher Regierungen, freigesprochen worden (“Sie konnten die sambische Regierung offenbar davon überzeugen, dass Sambias Ansehen international großen Schaden nehmen könnte.”).

Öffentliche Aufmerksamkeit haben Mwape und Mubina demnach die Freiheit gerettet. Viele andere Homosexuelle in Afrika haben dieses Glück nicht. Die FAZ schreibt:

 “In drei Vierteln aller Länder auf dem Kontinent wird Homosexualität mit Gefängnis bestraft. In Uganda steht darauf lebenslänglich, in Nigeria riskieren Homosexuelle bis zu 14 Jahre Haft für eine gleichgeschlechtliche Ehe und zehn Jahre Haft für gleichgeschlechtliches Zusammenleben. In Kamerun, in Kenia, in Zimbabwe: überall sind Homosexuelle mit staatlicher Repression und Diskriminierung konfrontiert.”

Ohne Zweifel ist aus heutiger, aufgeklärter, westlicher Sicht, eine solche Repression zu verachten. Aber warum gab und gibt es sie? Was ist der (ökonomische) Grund, weshalb die sexuelle Orientierung zwischen gleichen Geschlechtern (von der Mehrheit der Gesellschaft) bestraft wurde und zum Teil noch wird?

Offensichtlich rührt die Repression aus alter Zeit her. Womöglich bestrafte die Gesellschaft (Sippe) Verhalten, welches den Fortbestand dieser Gruppe gefährdet. Und da aus gleichgeschlechtlichen Beziehungen keine eigenen Kinder hervorgehen, wurde versucht, solche Beziehungen zu verhindern. Aus kollektiver Sicht wird so eine Bestrafung verständlich. Oberstes Ziel ist die Existenzsicherung der Gruppe. Dem werden alle anderen Ziele untergestellt.

Wer die Unversehrtheit und den Schutz jedes Einzelnen über solche kollektive Ziele stellt, für den freilich ist eine Bestrafung ein Verbrechen.

Die Erhebung des Kollektivs über das Individuum ist folglich aber auch kein afrikaspezifisches Merkmal. Noch heute kann etwa im Kriegsfall (“Schutz der Sippe”) in vielen westlichen Ländern jeder Mann zum Einsatz an der Waffe gezwungen werden. Verweigert er sich (Fahnenflucht), wird dies hart bestraft.

Was aus dieser Erkenntnis folgt? Man muss sich Individualrechte leisten können. Erst wenn die Gesellschaft/Sippe als Ganzes nicht mehr gefährdet ist, kommt das Menschenrecht zu seinem Recht, werden Rechte des Einzelnen über die der Gruppe gestellt, wird Verhalten toleriert, Individualität auch dann erlaubt, wenn es gegen Gruppeninteresse gerichtet ist.

Insofern sind Menschenrechte auch Folge von Fortschritt und Wohlstand. Wir können uns Toleranz leisten. I very like.

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