Die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, so lese und höre ich bisweilen, müssten dem Markt entzogen werden. Es dürfe nicht sein, dass der kalte, neoliberale Markt von Angebot und Nachfrage über unsere essentiellen Bereiche bestimme. Der Markt sei ungerecht und mache uns alle zu Egoisten. Gesundheit, Wohnen, Bildung und vieles mehr müsse man dem Ökonomismus entziehen.
Ich antworte gerne mit dem Bäcker-Beispiel und frage, warum denn, wo doch die Nahrung von allen Dingen des Lebens das (Überlebens)Wichtigste sei, warum wir denn die Produktion der Nahrungsmittel nicht gänzlich dem Staat überließen? Warum denn Brötchen von privat betriebenen Bäckereien gebacken würden. Warum dies offensichtlich ganz gut klappen würde? Warum keiner danach rufe, dies zu ändern? Wie, so frage ich, schafft der kalte Markt warme, lecker duftende Brötchen?
Vielleicht ersetze ich mein Standard-Beispiel ab heute durch ein anderes. Ich habe in den vergangenen 45 Minuten zehn Briefe geschrieben und noch mehr gelesen (Mail), einen Text redigiert (Word), to Dos abgearbeitet (Omnifocus), mit Freunden geschrieben (Facebook) und Freizeit-Aktivitäten fürs Wochenende abgesprochen (WhatsApp).
Was ich mich dabei gefragt habe: Wie viele Stunden an verschiedenen Orten hätte ich noch vor wenigen Jahrzehnten gebraucht, um dies alles zu erledigen? Vermutlich hat keine Erfindung mehr Fortschritt, Verbesserung, Erleichterung in mein/unser Leben gebracht, als der Computer (Hardware) und seine unzähligen Anwendungsmöglichkeiten (Software). Trotz der negativen Seiten (z.B. Zerstreuungsmaschine), I very like my MacBook Air.
Und: Wie sähe mein Leben wohl aus, wenn sich jene durchgesetzt hätten, die behaupten, dass die wichtigen Dinge des Lebens, vom Staat bereitgestellt werden müssten? Hätte es der Staat auch geschafft, dass ich mein gesamtes Leben in 1,08 kg organisieren kann?
Nicht, dass es für die Entwicklung des MacBook Air den Staat nicht gebraucht hätte. Er hat aber eben beim (letztlich hundertausendfachen) Fortschritt lediglich jene Rolle gespielt, die er spielen soll, ja muss: Er hat Infrastruktur und Rechtssicherheit bereitgestellt. Danke Staat, danke Apple!
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Nur als kleiner Hintergrund: Die Erfindung des Bipolartransistors in den (staatlichen) Bell Laboratories und die anschließende weltweite Lizenzvergabe (u.a. an Firmen in UK, D, Japan, etc) sorgte dafür, dass in vielen Ländern erste Halbleiterunternehmen entstanden. Der Grund, warum dann in den USA der Chip (integrierte Schaltkreis) entstand: Das US MIlitär benötigte Rechenpower für die Steuerung der Raketen und für ihre Schiffe und war daher bis weit in die 1960er Jahre der wichtigste Abnehmer von Halbleiterprodukten (Stellenweise bis zu 90%). Warum das Internet entstand, brauch ich wohl nicht zu erläutern und wo der mp3-Standard entstand auch nicht, oder?
Ja, die inkrementiellen Verbesserungen, das kriegen Firmen besser hin und da ist Apple richtig gut drin. Aber die moderne Arbeitswelt wäre ohne staatliche Forschungseinrichtungen und staatliche Nachfrage so niemals entstanden. Und dafür musste er mehr tun, als Infrastruktur und Rechtssicherheit bereit stellen.
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