Der Dachverband freier Würzburger Kulturträger hat eine dreiteilige Veranstaltungsreihe unter dem Titel “Der Preis der Kultur?” initiiert. Bei der Auftaktveranstaltung durfte ich das Referat halten. Folgend die Dokumentation des Vortrags (Download der Slides als PDF)….
Die Themen “Ökonomie” und “Kultur” sind für mich in zweifacher Hinsicht interessant. Beide Einzel-Themen interessieren mich persönlich. Gleichzeitig stehen die beiden Begriffe häufig in einem Spannungsverhältnis. Würde man mit den Begriffen eine Familienaufstellung machen, viele würden sie vermutlich in entfernten Ecken aufstellen.
Die Begriffe sind keine Gegensätze. Der Markt ist nicht der Feind der Kultur. Ich würde mich freuen, wenn ich mit diesem Vortrag ein wenig dazu beitragen kann, Markt und Kultur näher zusammenzubringen.
Auf welche Fragen ich in den folgenden 45 Minuten Antworten geben will:
- Was meint Wert?
- Wie ensteht aus einem Wert ein Preis?
- Warum ist der Markt eine feine Sache?
- Warum regelt der Markt nicht alles?
- Welche Besonderheiten haben Kulturgüter?
- Ist die Finanzierung von Kultur durch den Staat gerecht?
Der Titel dieser Veranstaltung…
… enthält erfreulicherweise zwei Begriffe, die zum Verständnis vom Markt – auch dem Markt für Kulturgüter – unerlässlich sind.
Wie hängen die beiden Begriffe zusammen? Der Wert eines Gutes ist etwas anders als sein Preis, …
… aber der Wert eines Gutes ist wesentlicher Bestandteil eines sich bildenden Preises.
Ein kurzes Gedankenexperiment: Bitte überlegen Sie sich, wie hoch der Wert dieses Apfels ist.
Die gleiche Überlegung für ein Konzert: Was ist der Besuch eines klassischen Konzerts wert?
Was ist Ihnen mehr Wert? Ein Apfel oder ein Konzertbesuch?
Es gibt keine richtige oder falsche Antwort. Der Wert ist subjektiv, hängt vom Auge, Ohr, Mund des potenziellen Konsumenten ab. Und kann sich stetig ändern. Wer satt ist, wird vielleicht gerne ins Konzert gehen, wer Hunger hat, den Apfel stark wertschätzen.
Der Wert eines Gutes ist also subjektiv – und wichtig für die Entstehung eines Preises. Denn aus dem Wert entsteht Zahlungsbereitschaft.
Wie viel wir für ein Gut zu zahlen bereit sind, hängt aber nicht nur davon ab, was es uns wert ist, sondern von zwei weiteren Bedingungen.
1) Wir leben nicht im Paradies. Unser Leben ist voller Restriktionen. Eine ist die Zeit. Wir müssen uns stetig entscheiden, wie wir unsere Zeit verbringen und damit Alternativen auslassen. Oder Geld. Wir können nur kaufen, wenn wir Geld haben.
2) Neben den (Budget-)Restriktionen wird die Zahlungsbereitschaft durch ein weiteren Umstand bestimmt: von Alternativen.
Beim wem im Garten Birnen wachsen, der muss nicht im Supermarkt Äpfel kaufen. Wenn die Pfirsiche oder Bananen in der Obstauslage schmackhaft aussehen oder im Angebot sind, beeinflusst dies ebenfalls unsere Zahlungsbereitschaft für Äpfel.
Wie viel wir für ein Gut zu zahlen bereit sind, hängt also neben der Wertschätzung von den Restriktionen und den Alternativen ab.
Noch zwei Schritte bis zum Preis. Zunächst: Wir leben nicht alleine auf der Welt. Auch andere kaufen Äpfel, Bücher, Konzertkarten.
Aus den aggregierten Zahlungsbereitschaften potenzieller Konsumenten ergibt sich die klassische Nachfragekurve.
Wenige sind bereit, einen hohen Preis für Äpfel zu bezahlen. Je günstiger der Apfelpreis, desto mehr Menschen wollen sie kaufen.
Der letzte Schritt zum Preis: das Angebot. Damit ein Geschäft zustande kommt, braucht es zwei. Ohne vertiefend auf die Entstehung der Angebotskurve zu sprechen zu kommen, an dieser Stelle nur so viel: Die Angebotskurve verhält sich zur Nachfragekurve gegensätzlich; je höher der Preis, desto mehr Anbieter sind bereit, Äpfel zu verkaufen.
Das Ergebnis ist ein klassisches Marktdiagramm. In einem solchen (perfekten) Markt entsteht (wie von unsichtbarer Hand geschaffen) ein Marktpreis, bei dem der Markt geräumt ist. Optisch ist dies der Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage.
Wie kommt es zu diesem markräumenden, wie von unsichtbarer Hand geleiteten, Marktpreis? – Ist der Preis zu hoch, gibt es mehr Anbieter als Nachfrager, also einen Angebotsüberschuss. Die Anbieter, die ihre Ware nicht loswerden, werden den Preis senken, soweit, bis die gesamte Ware verkauft ist.
Umgekehrt: Ist der Preis zu niedrig, gehen Nachfrager leer aus. Die Bereitschaft einen höheren Preis zu bezahlen, wird zu Preissteigerungen führen, bis zum markträumenden Preis.
Zwischenfazit:
- Der Wert eines Gutes ist subjektiv.
- Aus dem Wert eines Gutes plus Restriktionen plus Alternativen ergibt sich die Zahlungsbereitschaft.
- Aus der Zahlungsbereitschaft vieler Nachfrager entsteht die Nachfragekurve.
- Schnittpunkt aus Nachfrage- und Angebotskurve ergibt in einem freien Markt den Preis.
So viel aus der Erstsemsester-Vorlesung VWL.
Was bringt die Erkenntnis über die Begriffe “Wert”, “Preis” und “Markt”? …
… Sie gibt Orientierung bei der Beantwortung folgender Fragen:
Der Wert von Kultur ist subjektiv.
Den Preis für Kultur zahlen auf einem Markt jene, die Kultur auch in Anspruch nehmen.
Tatsächlich funktioniert der Kulturmarkt häufig wie beschrieben. Beispielsweise auf dem Markt für Konzerte…
… oder auf dem Markt für handelbare Kunst…
Der Umsatz der Kultur- und Kreativ-Wirtschaft steigt in Deutschland kontinuierlich. Im Jahre 2010 betrug er über 137 Milliarden Euro.
Warum finden liberale Ökonomen den Markt eigentlich so toll? Weil dort ein Geschäft nur dann zustande kommt, wenn es beiden Seiten hilft. Win-Win-Situation heißt das heute häufig. Der amerikanische Philosoph John Rawls hat es so gesagt: “Der Markt ist ein Unternehmen der Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil.”
Ein letztes Mal zurück zur mathematischen Ökonomie. Der gegenseitige Vorteil zeigt sich anschaulich auch im Marktdiagramm, nämlich im so genannten Wohlfahrtsdreieck.
Dieses Wohlfahrtsdreieck ergibt sich auf dem Schaubild aus den beiden farbigen Dreiecken (grün und gelb). Diese zeigen den Wolfahrtsgewinn, den ein Markt erzeugt. Inwiefern? Die grüne Gerade bildet bekanntlich die aggregierten Zahlungsbereitschaften der Nachfrager ab. Es gibt keinen Nachfrager, der bereit ist, 100 Cent für einen Apfel zu bezahlen. Darunter beginnt die Nachfrage. Je geringer der Preis, desto mehr Menschen, die bereit sind, höchstens diesen Preis zu bezahlen. Der Punkt ist: Alle zahlen aber lediglich den Marktpreis von 50 Cent. Die Differenz von Zahlungsbereitschaft und Marktpreis ist der Nutzen des Geschäfts für den Nachfrager.
Spigelbildlich verhält es sich mit den Anbietern. Bis zum Schnittpunkt des Marktpreises lohnt sich für alle Anbieter ein Verkauf unterhalb des Marktpreises. Da sie aber alle den Marktpreis erhalten, erzielen sie einen Nutzen in der Größe der gelben Fläche.
In der Ökonomie nennt man die grüne Fläche “Konsumentenrente”, die gelbe “Produzentenrente”; die Summe zeigt en Gesamtnutzen.
Bisher ging es um Märkte. Jetzt kommt der Staat ins Spiel.
Braucht es zur Erzeugung von Kulturgütern den Staat? Sei es, in dem er Geld gibt, sei es, indem er gesetzgeberisch eingreift?
Liberale Ökonomen sehen Staatseingriffe kritisch. Sie haben dafür gute Argumente:
- Zum Beispiel das Gerechtigkeitsargument: Warum soll der eine bezahlen, was der andere nutzt?
- Ökonomen sehen in staatlicher Aktivität häufig auch eine Anmaßung von Wissen (“Weiß der Staat besser als jeder Einzelne, was gut für ihn ist?”).
- Außerdem erzeugt die kostenlose Bereitstellung von Gütern die Illusion, dass solche Angebote kostenlos seien. Sind sie aber nicht, sie müssen freilichfinanziert werden. Da die Zahlungsbereitschaft bei kostenlosen Angeboten aber nicht offensichtlich ist, ist auch unklar, wie groß der Nutzen eines solchen Gutes ist. Es entstehen, ökonomisch gesprochen, Ineffizienzen, gesellschaftliche Ressourcen fließen in falsche Verwendungen, der Wohlstand ist niedriger als möglich wäre.
- Bisweilen führt eine Subventionierung sogar zu einem Wohlfahrtsverlust, wenn nämlich die Gesamtkosten niedriger als der Gesamtnutzen sind.
- Desweiteren können Subventionen dazu führen, dass Kulturanbieter sich nicht an jenen orientieren, für die Kultur gemacht wird. Vielmehr richtet sich das Angebot auch an jenen aus, welche die Kultur finanzieren.
- Außerdem entbrennt bei staatlicher Kulturfinanzierung, wie bei jeder Staatsfinanzierung, ein Kampf um Gelder, bei denen nicht immer jene den Zuschlag erhalten, die für die Bevölkerung das beste Angebot bereitstellen würden. Andere Kriterien spielen eine Rolle, etwa, dass wahlentscheidende Wählergruppen bedient werden.
Wo findet solche Staatsfinanzierung von Kultur statt? Beispielsweise bei der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Was früher GEZ hieß, heißt heute Beitragsservice, ein Service, der auf Zwang beruht. 7,5 Milliarden Euro werden jährlich ab-, bzw. eingenommen. Davon werden neben 22 Fernseh- und 67 Radiosendern eine Vielzahl von Online-Plattformen betrieben. Insgesamt arbeiten mehr als 25.000 festangestellte Mitarbeiter beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk; dazu kommen knapp 150 Tochterfirmen.
Wie viel sind eigentlich 7,5 Milliarden Euro?
Ein nettes Beispiel, das ich nur in Dollar gefunden habe, veranschaulicht den Betrag. Es werden zur Visualisierung der Summe ausschließlich 100 Dollar Noten verwendet. Genauso gut kann man sich 100 Euro-Scheine vorstellen.
Dieses Bündel besteht aus 100 Scheinen, sind also 10.000 Dollar.
100 dieser Bündel ergeben 1 Million Dollar.
100 mal so viel ergibt eine Palette voll 100 Dollar Scheine.
10 Paletten ergeben 1 Milliarde Dollar.
Und das ist ungefähr der jährliche Betrag, den wir für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgeben:
Nebenbei: Das sind 1 Billion Dollar (man beachte den Größenvergleich mit der Person links unten). Diese Summe ist ca. die Hälfte der deutschen Staatsschulden.
Zurück zum Thema. Für was werden in Deutschland Steuergelder ausgegeben? Ein paar Beispiele: 7 Millionen jährlich für die Wagner-Festspiele in Bayreuth, bei denen 60 Prozent der Karten gar nicht verkauft, sondern an prominente Persönlichkeiten abgegeben werden;…
… vermutliche 476 Millionen Euro für die Elbphilharmonie in Hamburg, die ursprünglich mal 77 Millionen Euro kosten sollte; …
… oder die Kulturausgaben in Berlin, die sich auf jährlich rund eine Milliarde Euro belaufen. Damit werden 23 Bühnen finanziert, auch die Staatsoper. Jede verkaufte Karte wird mit 193 Euro bezuschusst.
Wie groß ist die Summe der Subventionen (was Subventionen sind, dazu gleich mehr) für den Kulturbetrieb. Zunächst, woraus bestehen die Subventionen? Der Subventionsbericht des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW) listet sie auf: Umsatzsteuerbefreiung, ermäßigter Umsatzsteuersatz, direkte und indirekte Finanzhilfen von Bund, Länder und Gemeinden.
Wie hoch sind die Subventionen? Zuerst die Summe aller Subventionen. Die jüngsten Zahlen sind von 2010 und weisen eine Höhe von 163 Milliarden Euro auf.
Wer bekommt davon den größten Anteil? Antwort: Die Unternehmen (inklusive deren Beschäftigten), nämlich mit 81,5 Milliarden Euro ziemlich genau die Hälfte.
Der Subventionsbericht des IfW listet ein schönes Beispiel für den deutschen Subventionsdschungel auf. Die Wissenschaftler haben an einem Beispiel-Unternehmen (mittelständischer Maschinenbauer in Mecklenburg-Vorpommern) alle Fördermöglichkeiten zusammengesucht und aufgelistet.
Insgesamt listet das IfW in seinem Subventionsbericht 44 Fördermöglichkeiten auf.
Wie viel Subventionen aber gehen nun an die Kultur? 6,6 Milliarden Euro.
Der Anteil der Kultursubventionen ist relativ betrachtet überschaubar.
Was versteht man eigentlich unter Subventionen? Nochmal das Institut für Weltwirtschaft in Kiel: „Unter Subventionen werden Finanzhilfen des Staates und Steuervergünstigungen verstanden, die die Allokation der Ressourcen verzerren.“
Demnach ensteht eine Subvention dann, wenn Zuordnung und Verteilung knapper Ressourcen wie Arbeit, Kapital, Boden und Rohstoffen nicht zum größtmöglichen Output führt.
Eine einfachere Definition gelingt über die Verneinung, nämlich was keine Subvention ist. Die Frage ist folglich: Was ist eine Staatsaufgabe? Jede Finanzhilfe oder Steuererleichterung, die keiner Staatsaufgabe zuzuordnen ist, wird somit als Subvention definiert.
Es gibt aus ökonomischer Sicht drei Staatsaufgaben:
- Öffentliche Güter,
- die Erfüllung soziale Aufgaben
- sowie die Internalisierung externer Effekte.
Was sind öffentliche Güter? Ein paar klassische Beispiele. Die Friedenssicherung gehört dazu…
… der Deichbau…
… oder die Straßenbeleuchtung.
Das besondere an öffentlichen Gütern: Sie werden von den Menschen gewünscht, aber ohne staatliche Bereitstellung würde es sie nicht geben. Obwohl es Bedarf gibt, entsteht kein Angebot. Es herrscht Marktversagen. Zwei Kriterien machen öffentliche Güter aus: “Öffentliche Güter zeichnen sich im Konsum durch die Eigenschaften Nicht-Ausschließbarkeit und Nicht-Rivalität aus.“
Im Detail:
Öffentliche Güter haben die Eigenschaft der Nicht-Ausschließbarkeit, d. h. die unzureichende Zuweisung oder Durchsetzbarkeit von Eigentumsrechten an dem Gut, wofür es verschiedene Gründe (ökonomische, technologische, institutionelle, normative, etc.) geben kann. Beispiel: In den Nutzen eines Deichbaus kämen auch jene Bewohner, die nicht für den Deichbau bezahlt haben. Warum soll sich folglich jemand an den Kosten des Deichbaus beteiligen? Wird der Deich nicht vom Staat bereitgestellt, unterbleibt der Bau, obwohl er allen nutzt.
Öffentliche Güter weisen keine Rivalität im Konsum auf – sie könnten zur gleichen Zeit von verschiedenen Individuen konsumiert werden. Um beim Beispiel zu bleiben: Die Tatsache, dass der Deich einen Bewohner schützt, verringert nicht den Schutze für einen weitern Bewohner.
Gibt es öffentliche Güter im Kulturbereich? Ja, bei digitale Medien.
Die unzureichende Durchsetzung des Schutzes des geistigen Eigentums führt dazu, dass es im Konsum (anders als bei iTunes) häufig eine Nicht-Ausschließbarkeit gibt (jeder hat kostenlosen Zugang zu digitalen Medien). Gleichzeitig führt die kostenlose Reproduktion auch zur Nicht-Rivalität im Konsum.
Die zweite Aufgabe des Staates: Sicherung von Bedarfsgerechtigkeit. Der Markt sorgt für Leistungsgerechtigkeit, aber nicht dafür, dass alle Menschen ein Mindestmaß an Auskommen haben. Soweit die Gesellschaft kulturelle Teilhabe als Bedarfsgerechtigkeit definiert, soweit sind diese staatlichen Ausgaben keine Subventionen. Was gehört dazu? Kulturelle Daseinsvorsorge, wie z. B. Kulturbildung an Schulen, die Förderung von Jugendkultur oder kulturelle Mittel im Rahmen der Grundsicherung.
Dritte und letzte Staatsaufgabe: externe Effekte, besser gesagt die Internalisierung von externen Effekten.
Externe Effekte meint die unkompensierte Auswirkung ökonomischer Entscheidungen auf unbeteiligte Marktteilnehmer. Die Effekte gibt es in positiver und negativer Form und rechtfertigen prinzipiell einen staatlichen Eingriff.
An dieser Stelle kommt der amerikanische Ökonom Michael C. Munger zu Wort, der externe Effekte am Beispiel von Kartoffelchips erklärt.
Professor Munger spricht über negative externe Effekte,….
… es gibt aber auch das Gegenteil, nämlich positive externe Effekte, ….
…. dass also der Nutzen, der aus einem Geschäft entsteht, Dritte betrifft. Weil diese sich aber nicht an der Finanzierung beteiligen, wird zu wenig von diesem Gut zu wenig bereitgestellt.
Ein klassisches Beispiel: Häuserfassaden. Der Staat fördert die Sanierung von alten Häusern, weil der Nutzen der Sanierung nicht nur dem Hausbesitzer/-bewohner und der Sanierungsfirma einen Gewinn bringt, sondern auch den Menschen, die sich an der sanierten Hausfassade erfreuen.
Von Häusern zurück zur Kultur. Eine viel diskutierte Frage: Erzeugt Kultur positive externe Effekte? Wirkt ein Theaterbesuch über jene, die im Theater sitzen hinaus?
Ich vermute: Überzeugte Kulturschaffende wollen häufig genau dies, nämlich Kultur “herstellen”, die positive externe Effekte erzeugt, die nämlich über das hinaus wirkt, was gerade, etwa im Theater dem Publikum, gezeigt wird. Kulturschaffende wollen die Welt verändern, manchmal zumindest.
Ein passender Satz von Thomas Schmidt in der Zeit: „Der Zweck eines Theaters besteht ja nicht darin, Plätze zu verkaufen, sondern in Inszenierungen anschlussfähigen Sinn zu produzieren.“
Fazit: Aus liberaler ökonomischer Perspektive kann es staatlich Kulturförderung grundsätzlich aus allen drei Gründen geben, wozu der Staat legitimiert ist: Der Staat als Produzent öffentlicher Güter, der Staat als Erfüllung sozialer Aufgaben sowie der Staat zur Internalisierung externer Effekte. Das freilich heißt nicht, dass jede Kulturförderung immer eines der drei Kriterien auch erfüllt. Wohl eher im Gegenteil, so meine Vermutung. Meine Einschätzung: Kulturförderung erfüllt häufig keines dieser Kriterien (was sie per Definition zur Subvention macht).
Letzte Bemerkung. Welches Bewusstsein ich mir beim Umgang mit Staatsgeldern stärker wünschen würde? Dass das ausgegebene Geld, das Geld anderer ist, bzw. war.
“It‘s the other people ‘s money!”, sagt Milton Friedman, der 2006 verstorbene Wirtschaftsnobelpreisträger – und mein Lieblingsfreiheitskämpfer. Hier zum Abschluss ein kurzen Ausschnitt von Friedman aus einer Fernsehsendung aus dem Jahre 1975. Friedman erklärt darin das Grundproblem staatlicher Ausgaben im Allgemeinen und im Speziellen, warum vermehrte Einnahmen der Stadt New York das Leben dort nicht zwangsläufig besser gemacht hat.
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Very valid, pithy, succinct, and on point. WD.
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