Ein Rezept gegen Sexismus, Diskriminierung – und Brüderle

Fast möchte man Rainer Brüderle dankbar sein. Der gegen ihn erhobene Sexismus-Vorwurf hat eine teilweise fruchtbare öffentliche Debatte hervorgebracht, etwa auch diesen wundervollen Text von Meike Lobo, in dem unter anderem die These vertreten wird, dass Sexismus nur mittels mehr Kommunikation überwunden wird, nicht über Rückzug, Schweigen und Abgrenzung.

“So funktioniert doch soziale Reifung: Männer lernen von Frauen, Frauen lernen von Männern, man spricht gemeinsam darüber, wie man mit unterschiedlichen Bedürfnissen umgehen kann, Menschen [sic!] wachsen aneinander.”

Was aber ist aus ökonomischer Sicht über Sexismus zu sagen? Sexismus ist bekanntlich die Objektifizierung des Gegenübers, dem eine Erniedriegung vorausgeht. Sexistisches Verhalten auf Augenhöhe ist schwer denkbar. Es geht also auch um Diskriminierung. Man könnte auch sagen, dass die Diskriminierung eine Manifestierung des Sexismus ist.

Def.:

“Diskriminierung bezeichnet eine gruppenspezifische Benachteiligung oder Herabwürdigung von Gruppen oder einzelnen Personen.”

Das Thema “Diskriminierung und Wirtschaftsleben” füllt Bücherregale. Eine vermutliche Mehrheitsmeinung dazu: Dass im Wirtschaftsleben die Diskriminierung nicht nur weit verbreitet ist, sondern dass das Wirtschaftssystem selbst diese Diskriminierung fördere, zumindest zementiere. Stimmt das?

Der von mir ziemlich verehrte Ökonom und Nobelpreisträger Gary Becker hat zum Thema ebenfalls ein Buch beigetragen. Es heißt  „The Economics of Discrimination“ und zeigt die Ursachen diskriminierenden Verhaltens und die Folgen für Unternehmen auf.

Im Kern vertritt Becker folgende These: Wer Diskriminierung verringern will, muss Wettbewerb zulassen.

Die Logik hinter dem Gedanken ist simpel: Unternehmen, die eine diskriminierende Personalpolitik betreiben, suchen nicht (zumindest nicht ausschließlich) nach Personen, die am besten (gewinnmaximierend) für das Unternehmen sind. Sie bevorzugen etwa einen Weißen gegenüber einem Afroamerikaner oder Männer gegenüber Frauen, auch wenn jeweils Letztere besser qualifiziert sind. Die Folge: Ein nicht-diskriminierender Konkurrent hat einen Wettbewerbsvorteil und wird das diskriminierende Unternehmen vom Markt verdrängen.

Diskriminierendes Verhalten ist somit nach Becker auf Dauer nur dann möglich, wenn entweder alle Arbeitgeber gleich denken oder ein Unternehmen keinen Konkurrenzkampf fürchten muss.

Eine empirische Messgröße von weniger Diskriminierung: das Gehalt, genauer gesagt Gehaltsunterschiede. Und die Empirie gibt dem Nobelpreisträger offenbar recht. “Beckers These, dass mehr Wettbewerb die Lohnlücke schließt, konnte mehrfach bestätigt werden”, schreibt Hans Christian Müller in einem lesenswerten Handelsblatt-Artikel zum gleichen Thema.

Und weiter:

“Je marktfreundlicher die Wirtschaft eines Landes, desto kleiner die Unterschiede im Geldbeutel – das gilt sowohl im Vergleich ethnischer Gruppen als auch im Verhältnis von Männern und Frauen.”

Zusammenfassung: Unternehmen, die – zum eigenen Nutzen (Gewinnmaximierung) – Diskriminierung ablehnen und deshalb Sexismus in ihrer Unternehmenskultur keinen Raum zur Etablierung findet, haben einen Wettbewerbsvorteil. Damit sich solche Unternehmen am Markt durchsetzen, braucht es: Wettbewerb, statt Protektionismus, Freiheit, statt Klüngel. Es ist bezeichnend für den Zustand der FDP, dass gerade jene Partei, die eigentlich für solche Wirtschaftswerte steht, eine Sexismus-Debatte an der Backe hat.

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